Konstruktion: Konkretisierung:Klammern

– Es war ein Brotmesser, und als ich daneben zielte (wohl absichtlich), habe ich noch den Brotlaib hinterhergeschmissen. Sie hat aus Liebe nur »
{
KE:BezugsausdruckGegenstände
(KE-lex:(_)
KE:KlammerausdruckLebensmittel
)KE-lex:(_)
}
« angegeben , um mich vor der Einweisung in die Psychiatrie oder sonst ein Gefängnis zu bewahren . Die Anzeige war eigentlich ein sonderbares Liebeszeichen, und auch eine letzte Warnung, daß sie es bald nicht mehr aushielt.

Diese Konstruktion konstituiert die Konstruktionsfamilie Konkretisierung:Klammern

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Attribution:Klammern

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Graphematische Konstruktion

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

X_(Y)

Mit der auf die schriftliche Modalität beschränkten Konstruktion Konkretisierung:Klammern wird in verkürzter Form ein KE:BezugsausdruckBezugsausdruck durch einen unmittelbar folgenden weiteren KE:KlammerausdruckAusdruck in KlammernKE-lex:(_) konkretisiert, präzisiert oder exemplifiziert.

Die Konstruktion erbt von ihrer Mutterkonstruktion Attribution:Klammern die Eigenschaft, dass ein - i.d.R. nominaler - Kopf durch einen unmittelbar nachgestellten Ausdruck erweitert wird (vgl. Ziem et al. 2023). Sie kann syntaktisch selbständig (etwa in listenhaften Aufzählungen) vorkommen, wird aber vor allem als Satzglied oder Satzgliedteil geschriebener Sätze realisiert. In letzterem Falle fungiert die Konstruktion als sekundäre Prädikation. Weiterhin erbt sie von der die Familie der Klammerkonstruktionen konstituierenden Konstruktion Sekundäre_Information:Klammern die informationsstrukturelle Instruktion an den Leser, dem KE:KlammerausdruckKlammerausdruck nachrangige Wichtigkeit im Vergleich mit der KE:KlammerumgebungKlammerumgebung zuzuweisen (vgl. Ziem et al. 2023).

Die Konkretisierung kann die Form einer erschöpfenden Aufzählung der unter das Bezugsausdrucksdenotat fallenden Gattungen oder Entitäten haben (vgl. die Tochterkonstruktion Konkretisierung_exhaustiv:Klammern) oder sich, zum Zwecke der Illustration oder Exemplifikation, auf einzelne daraus beschränken (vgl. Konkretisierung_exemplifizierend:Klammern). Weiterhin ist es möglich, dass die Extension des KE:BezugsausdruckBezugsausdrucks durch den KE:KlammerausdruckKlammerausdruck eingeschränkt wird (vgl. Konkretisierung_restriktiv:Klammern).

Weiterführende Informationen

Die Konstruktion ist auf die schriftliche Modalität beschränkt. Wenn eine Instanz der Konstruktion vorgelesen werden soll, so können die lexikalisch festen KlammernKE-lex:(_) durch Pausen realisiert und der dem KE:KlammerausdruckKlammerausdruck entsprechende Ausdruck zudem intonatorisch stark abgesetzt werden, indem er z.B. leiser und/oder schneller als der der KE:KlammerumgebungKlammerumgebung entsprechende Text gesprochen wird. Eine solche Realisierung ist aber - anders als bei "gewöhnlichen Parenthesen" - als sekundär und markiert zu betrachten.

Anders als bei diesen ist eine alternative Realisierung der KlammernKE-lex:(_) durch Gedankenstriche oder Kommata als stark markiert zu betrachten.


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

PhraseAnderes
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.25 - -
Modalität

schriftlich

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

(_)

Gemeinsam mit den Anführungszeichen bilden die KlammernKE-lex:(_) die Klasse der einzigen echt paarigen Zeichen (Bredel 2008: 82). Aus historischer Sicht lag die Funktion von Klammern laut Bredel (2008: 139) zunächst darin, "(verzichtbare) Kommentare eines Autors" als solche zu kennzeichnen (vgl. auch Klein 1998), davon ausgehend dann weiterhin, verschiedene Textebenen zu unterschieden (Bredel 2008: 140). Gallmann (1985: 167) beziffert als ihre Funktion, das KE:KlammerausdruckEingeklammerte als weglassbar oder nebensächlich zu kennzeichnen. Bei der Öffnenden Klammer handelt es sich um ein proklitisches Interpunktionszeichen i.S.v. Bredel (2008: 34), d.h. sie lehnt sich an das unmittelbar folgende Wortmaterial an und kann nur zusammen mit diesem auf die nächste Zeile verschoben werden. Bei der schließenden Klammer handelt es sich um ein enklitisches Interpunktionszeichen i.S.v. Bredel (2008: 34), d.h. sie lehnt sich an das unmittelbar vorangehende Wortmaterial an. In der hier geschilderten, nicht-morphologischen Konstruktion geht der Öffnenden Klammer ein Spatium voran, der schließenden Klammer folgt ein Spatium oder Interpunktionszeichen.

Beispiel:

Das jedenfalls werden Fichte und andere Freiheitsfreunde gegen Schiller einwenden, der dieses Konzept des »learning by doing« zurückweist. Sein Argument : wenn man zu früh die autoritäre Klammer des
{
KE:BezugsausdruckStaates
(KE-lex:(_)
KE:KlammerausdruckNaturstaat
)KE-lex:(_)
}
durch den politischen Kampf schwächt oder gar auflöst , ist Anarchie und damit die vervielfachte Gewalt und Willkür der Egoismen die notwendige Folge : Die losgebundene Gesellschaft, anstatt aufwärts in das organische Leben zu eilen, fällt in das Elementarreich zurück (V, 580).

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Bezugsausdruck

Das KE KE:BezugsausdruckBezugsausdruck geht dem KE:KlammerausdruckKlammerausdruck voraus. In den meisten Fällen handelt es sich um einen nominalen Ausdruck, der durch den gleichfalls nominalen eingeklammerten Ausdruck näher bestimmt wird.

Und nicht nur ein Fahrlehrersatz. »Nächstmöglich« war ein Hauptwort , mit dem jeder Fahrlehrer wohl auftrumpfte , mit dem er die Welt und den Überblick vorspiegeln wollte , und andererseits auch die Beschränkung des Lebens , als ob das Leben der anderen wie seines gewesen wäre – wie ein gewöhnlicher Mann und Bescheidwisser , wie unser Geschichtslehrer , der uns die Roten Zahlen bis zum letzten
{
KE:BezugsausdruckTag
(KE-lex:(_)
KE:KlammerausdruckSchultag
)KE-lex:(_)
}
auswendig lernen und aufsagen ließ . – »Wir fahren die nächstmögliche Straße rechts!« –

In manchen Fällen verweist der KE:BezugsausdruckBezugsausdruck aber auch auf eine Handlung, einen Vorgang oder ein Ereignis und kann dann entsprechend auch als Satz oder VP realisiert werden.

plötzlich sei es passiert! Plötzlich – Sie haben die Wahl – habe sich eine Tür aufgetan , die Erde , der heitere Himmel , und alles nur – wählen Sie – , um einen Brief in wartende Hände zu legen ,
{
KE:Bezugsausdruckein Telefon klingeln zu lassen
(KE-lex:(_)
KE:KlammerausdruckFerngespräch
)KE-lex:(_)
}
oder die Glocke einer Haustür ( Telegrammbote ) . Dem Herzen sei heiß geworden, eine Bullenhitze!

Klammerausdruck

Das von KlammernKE-lex:(_) eingeschlossene KE KE:KlammerausdruckKlammerausdruck bildet mit diesen den rechten Teil des von der Konstruktion lizenzierten Ausdrucks. Es ist in den meisten Fällen nominal und kann sowohl aus einem einzelnen als auch aus mehreren koordinierten Ausdrücken bestehen.

Sind der KE:BezugsausdruckBezugsausdruck und der KE:KlammerausdruckKlammerausdruck gleichermaßen nominal (was häufig der Fall ist), so handelt es sich bei den im KE:KlammerausdruckKlammerausdruck genannten konkretisierenden Ausdrücken häufig um Untergruppen oder einzelne Instanzen des Denotats des KE:BezugsausdruckBezugsausdrucks (je nachdem, ob die Konstruktion in einen generischen oder episodischen Kontext eingebettet wird: Instanzen für episodische, Kategorien für generische Einbettungskontexte).

– Es war ein Brotmesser, und als ich daneben zielte (wohl absichtlich), habe ich noch den Brotlaib hinterhergeschmissen. Sie hat aus Liebe nur »
{
KE:BezugsausdruckGegenstände
(KE-lex:(_)
KE:KlammerausdruckLebensmittel
)KE-lex:(_)
}
« angegeben , um mich vor der Einweisung in die Psychiatrie oder sonst ein Gefängnis zu bewahren . Die Anzeige war eigentlich ein sonderbares Liebeszeichen, und auch eine letzte Warnung, daß sie es bald nicht mehr aushielt.

Der charakteristischen semantischen Zusammenhang zwischen den beiden KE wird darin reflektiert, dass der KE:BezugsausdruckBezugsausdruck häufig als Kopf eines entsprechenden Kompositums als KE:KlammerausdruckKlammerausdruck wiederaufgenommen wird:

Ich ließ mich in die orangene Sitzlandschaft fallen und sah meine Hände. Sah diese Hände , als wären sie ein
{
KE:BezugsausdruckPaar
(KE-lex:(_)
KE:KlammerausdruckLiebespaar
)KE-lex:(_)
}
. Das einzige Liebespaar, mit dem ich noch Umgang hatte.

Und nicht nur ein Fahrlehrersatz. »Nächstmöglich« war ein Hauptwort , mit dem jeder Fahrlehrer wohl auftrumpfte , mit dem er die Welt und den Überblick vorspiegeln wollte , und andererseits auch die Beschränkung des Lebens , als ob das Leben der anderen wie seines gewesen wäre – wie ein gewöhnlicher Mann und Bescheidwisser , wie unser Geschichtslehrer , der uns die Roten Zahlen bis zum letzten
{
KE:BezugsausdruckTag
(KE-lex:(_)
KE:KlammerausdruckSchultag
)KE-lex:(_)
}
auswendig lernen und aufsagen ließ . – »Wir fahren die nächstmögliche Straße rechts!« –

Verweist der KE:BezugsausdruckBezugsausdruck auf eine Handlung oder ein Ereignis, so kann der Bezugsausdruck auch die Form von Sätzen, v.a. Zitaten mit illustrierendem Charakter, haben.

Die Einschränkung des Denotats des Bezugsausdrucks kann durch lexikalische Mittel (i.d.R. innerhalb der KlammernKE-lex:(_), dem konkretisierenden Ausdruck vorangestellt) explizit gemacht werden, etwa durch in Bezug auf, besonders etc.

Klammerumgebung

Als KE:KlammerumgebungKlammerumgebung wird grundsätzlich der Text vor der öffnenden und nach der schließenden Klammer des KE:KlammerausdruckKlammerausdrucks verstanden, von dem der Klammerausdruck als informationell sekundär abgesetzt wird. Die KE:KlammerumgebungKlammerumgebung gehört somit zur primären (präziser: im Verhältnis zur Denotation des KE:KlammerausdruckKlammerausdrucks vorrangigen) Information. Die Konstruktion erbt diese Interpretation von der die Familie der (nicht-morphologischen) Klammerausdrücke konstituierenden Konstruktion Sekundäre_Information:Klammern.

Kern-KE-Sets
BezugsausdruckKlammerausdruck

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Bredel, Ursula (2008): Die Interpunktion des Deutschen. Ein kompositionelles System zur Online-Steuerung des Lesens, Linguistische Arbeiten, 522 Tübingen: Niemeyer, 189–194.
Klein, Wolf Peter (1998): Über Schriftpartikel, oder: Warum man manchmal aus einer Mücke einen Elefanten machen darf, in: Harden, Theo / Weydt, Harald (Hrsg.): Stauffenburg-Festschriften, 5, Tübingen: Stauffenburg, 177–186.
Gallmann, Peter (1985): Graphische Elemente der geschriebenen Sprache. Grundlagen für eine Reform der Orthographie, Reihe germanistische Linguistik, 60 Tübingen: Niemeyer.
Ziem Alexander / Barteld, Fabian / Böbel (in Begutachtung): The German FrameNet Constructicon, in: Ziem Alexander / Willich, Alexander / Michel (Hrsg.): Constructing constructicons: issues, approaches, and cross-linguistic perspectives, Amsterdam: Benjamins, Pages.