Konstruktion: Diminutiv_süddeutsch:N-l

Meine in Deutschland verstreuten Freundinnen und ich mailen uns wöchentlich die neuesten Namens-Highlights der jeweiligen Region. Im lebenslustigen Süden Deutschlands sind die Jungennamen zumeist einsilbig : Jost , Hans , Sepp , Max - gesprochen aber : Hansi , Seppl ,
{
KE:DiminuiertesMax
lKE-lex:l
}
. Auch die Mädchennamen werden am Ende gerne noch mit einem ""l"" oder einem ""i"" ergänzt, wie Liesl, Nicki, Claudi oder Kathi.

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Diminutiv

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Umkategorisierung

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Morphologische Konstruktion

Synchron eingeschränkt

Struktur/Form der Konstruktion:

N-l

Die Konstruktion Diminutiv_süddeutsch:N-l gehört zur Diminutiv-Familie. Es handelt sich dabei und eine im süddeutschem Raum geläufige Verkleinerungs- bzw. Verniedlichungsform eines Substantivs, die mittels Derivation zustande kommt.

Die Konstruktion besteht aus dem lexikalisch festen Kern-Konstruktionselement (KE-lex) -lKE-lex:l sowie dem internen Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) KE:DiminuiertesDiminuiertes.

„Während [zur Diminution] im bairischen Teil Österreichs die Suffixe -(e)l und -erl [vgl. Diminutiv_süddeutsch:N-erl] besonders frequent sind, dominiert im alemannischen Vorarlberg das Suffix -le/-li [vgl. Diminutiv_süddeutsch:N-le]“ (Lenz 2019: 333).

Um Ostdeutschland auf West-Niveau zu bringen, müßten bis zur Jahrtausendwende sage und schreibe 2334 Milliarden Mark ausgegeben werden („Was kostet uns die ehemalige DDR?“, Eichborn-Verlag). „ Ja mei“ , flachst Waigel bei einer heißen Tasse in der Bundestagskantine , „ ich könnt auch ein schönes
{
KE:DiminuiertesBüch
lKE-lex:l
}
schreiben ...“ Durch Waigels Ansprachen geistern stets drei Kronzeugen für seinen „Königsweg“: Schiller, Schmidt und Apel.

Weiterführende Informationen

Einige Diminutive in Form dieser Konstruktion sind insofern idiomatisiert, dass sie nicht mehr eine Vekleinerung des Substantivs darstellen, sondern eine eigene lexikalische Bedeutung tragen, wie etwa die Bedeutung Trinkglass für das Wort Glasl (vgl. Kargl 1976: 247).

"Hier ist mein zweites Wohnzimmer", lachte die um's Eck wohnende bei der Einjahresfeier der Pressbaumer Boutique Lieblingsschrank vergangenen Samstag. Und die Pfalzauerin fügte hinzu: "Die Geschäftsidee von Boutique und Bistro ist einzigartig. Man kauft ein , trinkt ein
{
KE:DiminuiertesGlas
lKE-lex:l
}
, dann kommen andere interessante Frauen . Auch ich als Ur-Pressbaumerin habe hier neue Freunde gewonnen." Jubilarin ist "sehr dankbar und glücklich, so liebe und nette Kundinnen zu haben, die zu Stammkundinnen, Freundinnen und auch best friends wurden." Sie genießt den Standort an der Grenze von Tullnerbach und Pressbaum und freut sich darauf, ihre Kundschaft immer wieder mit neuen Kollektionen überraschen zu können. Für alle ist die Geschäftsfrau ein "lustiger Sonnenschein, eine absolute Power- und Fachfrau und vor allem ein Herzensmensch". aus Neulengbach erwähnte dazu noch, bei Gat "ist ein Frauentreffpunkt, wo alles harmoniert und man immer Hilfe bekommt."

Darüber hinaus gibt es "Diminutive in nicht-diminutiver Verwendung" (ebd.). Diese Substantive sind häufiger in ihrer "diminuierten Form [zu finden] als in der nicht-diminuierten Form [...], ohne daß mit der – formal vorhandenen – Diminution (immer) eine Verkleinerung oder ein affektiver Gehalt ausgedrückt werden soll" (ebd.)

Siehe z.B.:

Wobei morgen in dem Fall erst der 1. 1. ist. Löschen wollen die rund 50 Schonstetter Aktiven von Januar an nur noch dann, wenn ihnen die Entscheidungsträger in der 1400-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Rosenheim endlich zugestehen, was ihnen zusteht. Sie meinen dabei aber eigentlich nicht Bürgermeister ( m ) Paul Dirnecker persönlich , der das Problem 2020 geerbt hat , und sie meinen auch nicht Anerkennung im Sinne von einem Dankeschön und einem
{
KE:DiminuiertesFass
lKE-lex:l
}
Bier fürs nächste Fest . Sondern ein neues Feuerwehrhaus, wie sie es schon seit 30 Jahren bräuchten.

Und an die hält man sich. " " Dass ich meine Frau und die Kinder mit Steuergeldern anstellen kann , damit sie mit’m
{
KE:DiminuiertesRad
lKE-lex:l
}
auf’d Post fahrn , des hab i gar ned gwusst " " , sagt der Ex-Eschenloher . ""Wo kann i des beantragen?""


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 teilidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)
Varietät: diatopisch

süddeutsche Varietäten (v.a. Bairisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

l

Das KE-lex dieser Konstruktion wird durch das Suffix -lKE-lex:l wiedergegeben. Dieses wird an die Stammform des Substantivs angehängt und signalisiert, dass es sich um eine Verkleinerungsform handelt.

Beispiel:

Und jetzt möchte ich mein Wissen weitergeben. "" In den nächsten zwei Tagen werden er und seine drei Kollegen den Teilnehmern , die aus Salzburg , Augsburg und aus der Schweiz angereist sind , beibringen , wie man seine ""
{
KE:DiminuiertesBrett
lKE-lex:l
}
" " selbst zimmert . Der Skibaukurs ist gefragt:

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Diminuiertes

Das interne Kern-KE KE:DiminuiertesDiminuiertes geht dem KE-lex -lKE-lex:l unmittelbar voraus und wird durch den Wortstamm eines Substantivs realisiert.

Endungen auf -e entfallen in den meisten Fällen (Bursche > Burschl). Darüber hinaus findet häufig und nicht immer konstistent ein Wechsel des Stammvokals zu einem Umlaut statt (Buch > Büchl).

Im Vergleich zu anderen Formen diminuierter Substantive (siehe z.B. Diminutiv:N-chen oder Diminutiv:N-lein) sind diminuierte Substantive in Form dieser Konstruktion nicht zwingend sächlich.

Beispiel:

Beginnend mit dem Jahr 2000 veröffentlichte Nessa Altura Kurzgeschichten und Erzählungen Sie erhielt dafür mehrere Literaturpreise: den Friedrich-Glauser-Preis im Jahr 2002 für ihre Kurzgeschichte " Der
{
KE:DiminuiertesBursch
lKE-lex:l
}
aus Tirol " , im Jahr 2004 den Prosa-Preis der Stadt Fürstenwalde und im Jahr 2005 den Krimipreis der Stadt Singen für die Kurzgeschichte " Ein Stück vom Säntis " . Im Jahr 2007 folgte der Preis der Historica für die Kurzgeschichte "Kunigundens Versuchung".
Der Chefadler reiht die Entdek kung des Jahres unter "kleine Wunder, die's gibt". Und er wertet Werner Rathmayer als "handfesten Beweis" für seine V-These. "Bislang haben das nur Leute gemacht, die's klassisch net dersprungen sind. Mit dem Stil sind neue Dimensionen möglich." Er wurde erst durch Toni Nieminen, dann durch einen aus dem eigenen Lager bestätigt. Innauer: "Sehr spannend. Taugt mir. Eine unheimliche Action." Werner Rathmayer , laut Innauer ein " interessantes
{
KE:DiminuiertesBürsch
lKE-lex:l
}
" , 1,72m groß , 60kg leicht , exzellenter Gitarrist und Jongleur , stammt aus einer Springerfamilie . Sein Vater baute die Schanze in Minzenbach, deren Anlauf durch ein Haus führt. Bruder Sigi brachte es zu Innauers aktiven Zeiten zu Meisterehren. Bruder Robert "erfand" V-Vogel Zünd, trainiert den Schweizer Nachwuchs. "Der Werner ist der zarteste, er hat den geeignetsten Körperbau", sagt Innauer. Mit Verspätung kam er nach Stams, früher als erwartet setzte er zum Höhenflug an. Ein Senkrechtstart Marke Viehböck...

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Christen, Helen / Baumgartner, Gerda (2021): Annali, Ruedi, Mami. Das Diminutiv und seine Rolle bei der Entstehung und Verfestigung onymischer Neutra, Linguistik Online 107(2), 177–208.
Nekula, Marek (2003): System und Funktionen der Diminutive. Kontrastiver Vergleich des Deutschen und Tschechischen, Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei 11, 145–191.
Kargl, Johann (1976): Die Verkleinerungsformen in den Mundarten von Niederbayern und Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 116, Regensburg: Verlag des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 227–250.
Lenz, Alexandra N. (2019): Bairisch und Alemannisch in Österreich, in: Herrgen, Joachim / Schmidt, Jürgen (Hrsg.): Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science [HSK] 30/4, Berlin/Boston: De Gruyter Mouton, 318–363.