Konstruktion: Diminutiv:N-chen

Tagsüber verschwindet das Institut hinter den wuchtigen Fahrradanhängern, die die Eltern davor geparkt haben, um im angrenzenden Café zu rasten. Die Kleinen halten derweil ein
{
KE:DiminuiertesSchläf
chenKE-lex:chen
}
, ihre Beine zucken wie bei Hunden , die vom Jagen träumen . Gleich in der Nähe befindet sich ein beliebter Spielplatz mit der, wie es heißt, steilsten Rutsche Berlins.

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Diminutiv

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Umkategorisierung

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Morphologische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

N-chen

Bei der Konstruktion Diminutiv:N-chen handelt es sich um eine Verkleinerungs- bzw. Verniedlichungsform eines Substantivs, die mittels Derivation zustande kommt.

Die Konstruktion besteht aus dem lexikalisch festen Kern-Konstruktionselement (KE-lex) -chenKE-lex:chen sowie dem internen Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) KE:DiminuiertesDiminutiertes.

Weiterführende Informationen

Im Standarddeutschen ist der Diminutiv mit -chen vorherrschend. Das Suffix -lein (z.B Büchlein, Entlein) hingegen wird vorwiegend im süddeutschen Sprachraum zur Diminuierung verwendet (vgl. Nekula 2003: 157).1

Je nach Kontext kann das KE-lex -chenKE-lex:chen eine abwertende Intention signalisieren.

1Diese Variante wird unter Diminutiv:N-lein gefasst.


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

komplexes WortDerivation
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 unidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

chen

Das KE-lex dieser Konstruktion wird durch das Suffix -chenKE-lex:chen wiedergegeben. Dieses wird an die Stammform des Substantivs angehängt und signalisiert, dass es sich um eine Verkleinerungsform handelt.

Beispiel:

Ihre Muskeln verschleißen irgendwann.
{
KE:DiminuiertesKnöt
chenKE-lex:chen
}
können sich bilden , Verdickungen . Die Stimmlippen eines Sängers sind ähnlich anfällig wie die Kreuzbänder eines Fußballers.

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Diminuiertes

Das interne Kern-KE KE:DiminuiertesDiminuiertes geht dem KE-lex -chenKE-lex:chen unmittelbar voraus und wird durch den Wortstamm eines Substantivs realisiert. Endungen auf -e entfallen in den meisten Fällen (Pfote > Pfötchen). Darüber hinaus findet häufig ein Wechsel des Stammvokals zu einem Umlaut statt (Haus > Häuschen).

Diminuierte Substantive sind - unabhängig ihres ursprünglichen Genus - sächlich (die Katze > das Kätzchen) (vgl. Christen/Baumgartner 2021).

Beispiel:

Es kann immer schnell vorbei sein. Sein Vater kommt nicht oft , um ihn zu hören , aber ab und an schickt er ein
{
KE:DiminuiertesPäck
chenKE-lex:chen
}
, voll mit Zeitungsartikeln , alle über seinen Sohn . Der Opernkritiker neben mir wird schreiben, Edwin habe eine ""charismatische Stimme"".
Ohne ihre Graupapageien wäre sie wohl nie auf der Straße stehen geblieben, um eine Schar Tauben zu beobachten, die am Boden nach Futter pickten. Als sie genau hinschaute , sah sie , dass in ihren Schnäbeln nur
{
KE:DiminuiertesStein
chenKE-lex:chen
}
knirschten . Sie drehte sich zu ihrem Mann um:

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Christen, Helen / Baumgartner, Gerda (2021): Annali, Ruedi, Mami. Das Diminutiv und seine Rolle bei der Entstehung und Verfestigung onymischer Neutra, Linguistik Online 107(2), 177–208.
Nekula, Marek (2003): System und Funktionen der Diminutive. Kontrastiver Vergleich des Deutschen und Tschechischen, Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei 11, 145–191.