Konstruktion: Tautologie_Äquativ:N1_ist_(nicht)_gleich_N1

{
KE:KategorieVersteigerung
ist gleichKE-lex:ist_gleich
KE:KategorieVersteigerung
}
: Diese Gleichung gilt im Internet seit Mittwoch nicht mehr.

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Tautologie_Kopula

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Äquativ:S

Konstruktionstyp:

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

N1_ist_gleich_N1

N1_ist_nicht_gleich_N1

Die Tautologie_Äquativ:N1_ist_(nicht)_gleich_N1-Konstruktion gehört zu den Tautologiekonstruktionen (Tautologie_Kopula) und vergleicht zwei formal gleiche Begriffe, indem sie entweder die Identität oder, wenn negiert, die Nicht-Identität dieser Begriffe hervorhebt.

Die Konstruktion besteht aus dem lexikalisch festen Kern-Konstruktionselement (KE-lex) ist_gleichKE-lex:ist_gleich bzw. ist_nicht_gleichKE-lex:ist_nicht_gleich und dem internen Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) KE:KategorieKategorie.

Weiterführende Informationen

Bei der Tautologie_Äquativ:N1_ist_(nicht)_gleich_N1-Konstruktion handelt es sich nach Autenrieth (1997: 21) um "eine [...] Variante mit Vergleichspartikel" der tautologischen Äquative mit "zählbaren Nomina im Singular ohne Artikel oder Quantifizierer". Im Gegensatz zu den anderen Varianten, in welchen ein implizierter Vergleich stattfindet (vgl. ebd.), ist dieser hier "Teil der explizierten Äußerungsbedeutung" (ebd.).

Autenrieth ordnet tautologischen Äquativen, wie sie diese Konstruktion beschreibt, die logische Form [a = a] zu.

"[D]irekte Verneinung innerhalb tautologischer Sätze [ist] ohne weitere kontextuelle Bedingungen nur bei diesem Tautologietypus und nur in dieser Bedeutungsvariante möglich" (ebd.).

Die Konstruktion ist eine tautologische Variante der Äquativ:X_ist_(nicht)_gleich_Y-Konstruktion mit zwei formal gleichen Begriffen. Die Tautologie-Konstruktion scheint dabei die jüngere der beiden Konstruktionen zu sein, da die ältesten Belegstellen in den Referenz- und Zeitungskorpora im DWDS für die verschiedenen KE-lex (ist_gleichKE-lex:ist_gleich bzw. ist_nicht_gleichKE-lex:ist_nicht_gleich) jeweils jünger als die ältesten Belegstellen der Äquativ-Konstruktion sind:

Eine Belegstelle aus dem Jahr 1933:

Er stamme nun einmal aus einer alten Juristenfamilie, und er sei der Meinung, ein Leben ohne Recht sei nicht lebenswert. Er könne nichts anfangen mit diesem deutschen Recht , das die neuen Machthaber an Stelle des römischen eingeführt haben und das auf dem Grundsatz basiere ,
{
KE:KategorieMensch
sei nicht gleichKE-lex:ist_nicht_gleich
KE:KategorieMensch
}
, sondern der deutsch völkische Mensch sei von Geburt aus der Herr , somit allen andern überlegen und nach andern Rechtsgrundsätzen abzuurteilen als der nichtvölkische . Er könne beim besten Willen die Verfügungen der völkischen »Gesetzgeber« nicht als Gesetze anerkennen; denn diejenigen, die diese Gesetze erließen, seien zum Teil nach der Rechtsordnung sämtlicher weißer Völker als Verbrecher zu bestrafen, zum Teil seien sie nach den Gutachten maßgeblicher Ärzte in Irrenhäuser einzusperren.

Eine Belegstelle aus dem Jahr 1956:

Das Zeitalter der Standesorganisationen ist vorbei. Folgerung :
{
KE:KategorieArbeitnehmer
ist gleichKE-lex:ist_gleich
KE:KategorieArbeitnehmer
}
, Arbeitnehmer aller „ Stände“ vereinigt euch , vereinigt euch im DGB . Da hat also Meister, Kummernuß gewaltig in die Tasten gegriffen, und wer kann ihm das auch, nachdiesem Erfolg, verdenken.

Die entsprechenden Belegstellen derÄquativ:X_ist_(nicht)_gleich_Y-Konstruktion stammen aus den Jahren 1848 und 1912.

Dementsprechend verwendet die Tautologie-Konstruktion die Äquativ-Konstruktion.


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 teilidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

ist_gleich

Das KE-lex ist_gleichKE-lex:ist_gleich wird durch die Verbindung der Kopula ist mit dem Adjektiv gleich zwischen den beiden Teilen der KE:KategorieKategorie realisiert. Das KE-lexKE-lex:ist_gleich drückt die Identität und damit einhergehend eine semantische Gleichheit der beiden formal gleichen Begriffe aus.

Beispiel:

Möglichst trocken sollte er sein, weil er dann leicht zu transportieren ist. Ansonsten gilt :
{
KE:KategorieSand
ist gleichKE-lex:ist_gleich
KE:KategorieSand
}
. Egal ob grobkörnig oder fein geschliffen, Hauptsache Sand.
ist_nicht_gleich

Das KE-lex ist_nicht_gleichKE-lex:ist_nicht_gleich wird durch die Verbindung der Kopula ist mit der Partikel nicht und dem Adjektiv gleich zwischen den beiden Teilen der KE:KategorieKategorie realisiert. Obwohl die beiden Begriffe der KE:KategorieKategorie formal gleich sind, drückt das KE-lexKE-lex:ist_nicht_gleich die Nicht-Identität und damit einhergehend eine semantische Ungleichheit der beiden Begriffe aus.

Beispiel:

Er lächelt milde, als wollte er erwidern:
{
KE:KategorieKirche
ist nicht gleichKE-lex:ist_nicht_gleich
KE:KategorieKirche
}
. Stimmt.

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Kategorie

Das interne Kern-KE KE:KategorieKategorie wird diskontinuierlich in Form eines Nomens zweimal innerhalb der Konstruktion realisiert. Dabei erfolgt die erste Realisierung der KE:KategorieKategorie zu Beginn der Konstruktion direkt vor dem KE-lex ist_gleichKE-lex:ist_gleich bzw. ist_nicht_gleichKE-lex:ist_nicht_gleich und die zweite Realisierung direkt nach dem KE-lex. Es handelt sich bei dem KE:KategorieKE um diejenigen zwei formal gleichen Begriffe, deren Identität oder Nicht-Identität hervorgehoben wird.

Beispiel:

""Sorry, dazu haben wir keine offizielle Meinung.""
{
KE:KategorieGrundeinkommen
ist nicht gleichKE-lex:ist_nicht_gleich
KE:KategorieGrundeinkommen
}
. Die Befürworter vertreten die unterschiedlichsten Ideologien – von Konservativen und Libertären, die das bestehende Sozialsystem ersetzen wollen, bis zum linken Spektrum, das das Grundeinkommen ausschließlich durch zusätzliche Steuereinnahmen finanzieren will.

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Autenrieth, Tanja (1997): Tautologien sind Tautologien, in: Rolf, Eckard (Hrsg.): Linguistische Berichte: Sonderheft 8, Edition, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 12–32.