Konstruktion: Frage_rhetorisch:NP_und_X

Willy Brandt würdigt er weit ausführlicher als in seinem Manuskript steht, die Streicheleinheiten für seinen unmittelbaren Vorgänger Helmut Schmidt sind vollends improvisiert.
{
KE:BezugsgrößeEr
undKE-lex:und
KE:Bezugskontextnachtragend
}
? Die anderen wollen ihn vom Sockel stürzen, er ist souverän.

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Rhetorische_Frage

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Satzmoduskonstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

NP_und_ADJ

NP_und_NP

NP_und_V.inf

Die Konstruktion Frage_rhetorisch:NP_und_X gehört zu der Familie Rhetorische_Frage und signalisiert Überraschung, Skepsis, Unglauben oder Verachtung in Bezug auf eine zuvor ausgedrückte (implizite oder explizite) Proposition (vgl. Lambrecht 1990:220; Fleischer 1997:133).

Bestandteile der Konstruktion sind das lexikalisch feste Kern-Konstruktionselement (KE-lex) undKE-lex:und sowie die beiden internen Kern-Konstruktionselemente (Kern-KE) KE:BezugsgrößeBezugsgröße und KE:BezugskontextBezugskontext.

Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.33 idiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

und

Das KE-lexKE-lex:und wird durch die Konjunktion und realisiert, welche die beiden Kern-KE KE:BezugsgrößeBezugsgröße und KE:BezugskontextBezugskontext zueinander in Beziehung setzt.

Beispiel:

Machst du Witze?
{
KE:BezugsgrößeIch
undKE-lex:und
KE:Bezugskontextreich
}
? Was, streitest du 's ab?

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Bezugskontext

Das interne Kern-KE KE:BezugskontextBezugskontext folgt unmittelbar auf das KE-lexKE-lex:und und kann in Form einer nominalen Einheit, eines Adjektivs oder eines infiniten Verbs realisiert sein. Es bezeichnet dasjenige, mit dem die sprechende Person die KE:BezugsgrößeBezugsgröße nicht vereinbaren kann, wie z.B. mit einer Tätigkeit, einem Beruf oder einer Eigenschaft.

Beispiel:

Als sie auflegt, lacht sie laut. »
{
KE:BezugsgrößeIch
undKE-lex:und
KE:Bezugskontextkochen
}
Das fragt eine, die eine fast kindliche Freude daran hat, einen 30-Tonner mit anhängendem Tigerkäfig über in- und ausländische Straßen zu bewegen.
„Singing behind screens“, ein kunstvoll erzähltes Filmmärchen über eine chinesische Piratenführerin des späten 18. Jahrhunderts, eine zwischen den Fiktionsebenen ständig hin und her springende Mischung aus filmischer Realität, Theaterspiel, Peking Oper – eine Art ambitionierter Italo-Eastern, mit Bud Spencer als altem Kapitän, eine Rolle mit jeder Menge Dialog, die unabdingbare Klammer des Spiels auf mehreren Ebenen.
{
KE:BezugsgrößeEr
undKE-lex:und
KE:Bezugskontextein Schauspieler
}
? Nein, so hat Bud Spencer sich nie gesehen und anspruchsvolle Rollen, die ihm angeboten wurden, Gulliver beispielsweise, immer abgelehnt.
Bezugsgröße

Das interne Kern-KE KE:BezugsgrößeBezugsgröße leitet die Konstruktion ein und wird stets durch eine nominale Einheit (Substantive, Pronomen, Eigennamen) realisiert. Dabei handelt es sich um etwas, das aus Sicht der sprechenden Person nicht mit dem KE:BezugskontextBezugskontext vereinbar ist. Die Formulierung Holzkohle und nachhaltig? deutet beispielsweise darauf hin, dass der Sprecher den besagten Brennstoff für alles andere als nachhaltig hält.

Beispiel:

""Hier lernt man, wie unsere Energie nachhaltiger hergestellt werden kann."" Man staunt :
{
KE:BezugsgrößeHolzkohle
undKE-lex:und
KE:Bezugskontextnachhaltig
}
? Das klingt nach tansanischem Greenwashing.
Zum Beispiel an Phil Collins. “
{
KE:BezugsgrößePhil Collins
undKE-lex:und
KE:BezugskontextAvantgarde
}
? Das sollte uns Alexander Gorkow bei Gelegenheit noch einmal erklären.

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Fleischer, Wolfgang (1997): Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Bd. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, Tübingen: Niemeyer, 299.
Bücker, Jörg (2012): Sprachhandeln und Sprachwissen. Grammatische Konstruktionen im Spannungsfeld von Interaktion und Kognition, Berlin, Boston: de Gruyter, 295.
Lambrecht, Knud (1990): What, me worry? Mad Magazine sentences revisited, Berkeley Linguistics Society 16, 215–228.