Konstruktion: Kategorisierung:kein_N1_ist_auch_ein_N1

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{
KeineKE-lex:kein_ist_auch_ein
KE:KategorieEntscheidung
ist auch eineKE-lex:kein_ist_auch_ein
KE:KategorieEntscheidung
}
» , wir seien nicht nur verantwortlich für das , was wir tun , sondern auch dafür , was wir nicht tun . «Und Sündenböcke gibt es überall, in der Politik, der Wirtschaft, im Sport und auf privater Ebene», fügt er mit lachendem Gesicht an.

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Kategorisierung_paradox:XP_Kopula_YP

Konstruktionstyp:

Syntaktische Konstruktion

Syntaktische Konstruktion: Phraseoschablonen/Phrasemkonstruktionen

Struktur/Form der Konstruktion:

kein_N1_ist_auch_ein_N1

Die Konstruktion Kategorisierung:kein_N1_ist_auch_ein_N1 wird genutzt, [...] um Ablehnung, Kritik und/oder auch Ironie, gelegentlich auch Zustimmung, zum Ausdruck zu bringen" (Mollica 2018: 214). Gebildet wird die Konstruktion durch die "[...] Verneinung eines Substantivs in Subjektposition [...] im Vorfeld, das im Mittelfeld als Prädikativkomplement [...] gleich wieder affirmiert wird" (Mollica 2018: 207).

Die Konstruktion besteht aus dem lexikalisch festen Kern-Konstruktionselement (KE-lex) kein_ist_auch_einKE-lex:kein_ist_auch_ein und dem internen Kern-Konstruktionselement (Kern-KE) KE:KategorieKategorie.

Weiterführende Informationen

Die Konstruktion Kategorisierung:kein_N1_ist_auch_ein_N1 beruht auf der Wendung Keine Antwort ist auch eine Antwort, welche zuerst entstanden ist (vgl. Mollica 2018: 216) und benutzt wird, wenn eine Person einer anderen eine Frage stellt, diese nicht antwortet, der Fragensteller der anderen Person diese nicht ausgesprochene Antwort jedoch als solche ansehen kann (vgl. Mollica 2018: 207-208).

Keine Antwort ist auch eine Antwort nimmt eine Zwischenposition zwischen Gemeinplatz und Sprichwort ein: Während die Semantik der Wendung dafür spricht, dass sie zu den Gemeinplätzen zählt, spricht der musterhafte Charakter der Wendung wiederum dafür, dass es sich um ein Sprichwort handelt (vgl. Mollica 2018: 207-208).

"[J]e nach Kontext hat [die Wendung] entweder eine ironisch-positive [...] oder häufiger ein negative Konnotation [...], wobei sie auch in diesem Fall ironisch-humoristisch verwendet werden kann" (Mollica 2018: 208). Ausgedrückt wird mit der Wendung hauptsächlich Kritik, sie kann jedoch auch für Zurechtweisung, Ironie, Vorwurf und Aufforderung verwendet werden (vgl. Mollica 2018: 208-209).

Die Konstruktion Kategorisierung:kein_N1_ist_auch_ein_N1 stellt nach Mollica (2018: 213) keine "Modifikation bzw. Variation des Sprichwortes" dar, sondern eine unabhängige phraseologische Struktur, "eine musterhafte Konstruktion, [welche sich jedoch an das Sprichwort] anlehnt".

Auf der Basis der vorliegenden Konstruktion wiederum kann die Konstruktion Kategorisierung:kein_N1_ist_auch_ein_N2 gebildet werden, in der "die lexikalische Füllung von N1 nicht identisch mit N2 ist" (Mollica 2018: 216).


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 teilidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

kein_ist_auch_ein

Das KE-lex kein_ist_auch_einKE-lex:kein_ist_auch_ein wird diskontinuierlich durch die Verbindung des Indefinitpronomens kein mit der Kopula ist, dem Adverb auch und dem Artikel ein realisiert. Zwischen dem ersten und dem zweiten Element des KE-lexKE-lex:kein_ist_auch_ein wird das erste Element der KE:KategorieKategorie eingeschoben; das zweite Element der KE:KategorieKategorie folgt auf das letzte Element des KE-lexKE-lex:kein_ist_auch_ein.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Dabei ist die Gesetzeslage eindeutig: Werbung in Schulen ist tabu. Dass Kinder, und um solche handelt es sich hier, einer Werbeschau im Stile einer Kaffeefahrt ausgesetzt werden, ist gelinde gesagt, mehr als befremdlich. Noch eigenartiger ist allerdings, dass die Leiterin der Maler-Becker-Schule jedwede Aussage zu dem offensichtlich einmaligen Vorgang verweigert. Doch
{
keinKE-lex:kein_ist_auch_ein
KE:KategorieKommentar
ist auch einKE-lex:kein_ist_auch_ein
KE:KategorieKommentar
}
. Bitter für die Schülerinnen und Schüler wäre nur, wenn dieser Fauxpas ohne Konsequenzen bliebe. Dann wäre ein Vertreterbesuch nur der Anfang einer drohenden kommerziellen Unterwanderung, die niemanden wollen kann.

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Kategorie

Das interne Kern-KE KE:KategorieKategorie wird in zwei Teilen realisiert: Das erste Element zwischen dem ersten und zweiten Element des KE-lexKE-lex:kein_ist_auch_ein und das zweite Element auf das KE-lexKE-lex:kein_ist_auch_ein folgend.

Die KE:KategorieKategorie wird meist durch Nomina actionis wie Entscheidung, Kommentar oder Echo besetzt (vgl. Mollica 2018: 214). "In einigen Fällen [...] wird der N1-Füller durch deverbale oder einfache Nomina besetzt [...,] die - wie Antwort - zum semantischen Feld des Sprechens gehören[...]" (Mollica 2018: 215).

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Diese unmittelbare Reaktion tritt übrigens immer ein, sie ist also, paradox ausgedrückt, auch dann vorhanden, wenn sie nicht vorhanden ist – etwa wenn Publikum und Presse ein Buch gänzlich ignorieren. Nichts klingt in den Ohren des Autors so schrill wie das Schweigen der Kritik ,
{
keinKE-lex:kein_ist_auch_ein
KE:KategorieEcho
ist auch einKE-lex:kein_ist_auch_ein
KE:KategorieEcho
}
. Nun üben die allgemeinen zeitgeschichtlichen Verhältnisse auf die unmittelbare Reaktion, die einem literarischen Werk zukommt, einen starken, mitunter sogar entscheidenden Druck aus.

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

Mollica, Fabio (2018): Über das Sprichwort Keine Antwort ist auch eine Antwort und die Phrasem-Konstruktion [Kein(e) N1 ist auch ein(e) N1]: formale und semantisch-pragmatische Eigenschaften, in: Nicklaus, Martina / Wirtz, Nora / Costa, Marcella / Ewert-Kling, Karin / Vogt, Wiebke (Hrsg.): Lexeme, Phraseme, Konstruktionen. Aktuelle Beiträge zu Lexikologie und Phraseologie, Edition, Berlin: Peter Lang, 205–222.