Konstruktion: Exklamativ:welch_(ART.indef_)N

Wie er sich aufplustert! Was für ein eitler Gockel ,
{
welchKE-lex:welch
KE:Stimulusein Wichtigtuer
}
! Dabei spielte er früher mal den netten Kerl.

Diese Konstruktion ist Teil der Konstruktionsfamilie Exklamativ_verblos:NP

Die Konstruktion wird in der Literatur bzw. in Grammatiken auch thematisiert unter:

Konstruktionstyp:

Satzmoduskonstruktion

Syntaktische Konstruktion

Struktur/Form der Konstruktion:

welch_N

Die Konstruktion Exklamativ:welch_(ART.indef_)N bringt eine durch Überraschung geprägte Emotion des Sprechers im Hinblick auf einen KE:StimulusStimulus zum Ausdruck. Die Konstruktion setzt sich aus dem lexikalisch festen Konstruktionselement (KE-lex) welchKE-lex:welch sowie dem internen Kern-Konstruktionselement (KE) KE:StimulusStimulus zusammen.

Das Interrogativpronomen welchKE-lex:welch bildet den Einstieg in die Konstruktion (Kxn), worauf der KE:StimulusStimulus folgt. Die Kxn wird in Form einer Nominalphrase (NP), welche sich aus KE-lexKE-lex:welch plus (Indefinitpronomen plus) (Adjektiv plus) Nomen zusammensetzen kann, realisiert. Der informationsstrukturelle und prosodische Fokus der Überraschung liegt auf dem KE:StimulusStimulus, die semantische Funktion des KE-lexKE-lex:welch evoziert eine Skala-Lesart. Häufig modifiziert ein gradierbares Adjektiv das Nomen, die graduierbare Eigenschaft kann allerdings auch in der Semantik des Nomens selbst angelegt sein.

Weiterführende Informationen

Ebenso wie bspw. bei den Konstruktionen Exklamativ:was_für_ART.indef_N oder Exklamativ:was_VL ist das KE-lexKE-lex:welch dieses Exklamativs ein Fragepronomen.

Im Gegensatz zur Konstruktion Exklamativ:was_für_ART.indef_N ist der unbestimmte Artikel in der NP jedoch nicht obligatorisch. Ein alleinstehendes Adjektiv, wie bspw. im Falle der Konstruktion Exklamativ:wie_ADJ, kann im Rahmen dieser Kxn nicht auf das KE-lexKE-lex:welch folgen.


Morphosyntaktische Komplexität & Kategorie

einfacher SatzVL
Schematizität Idiomatizität Beschränkungen
0.5 teilidiomatisch ja (formseitig + semantisch/pragmatisch)

Konstruktionselemente (KE) Kern Konstruktionselemente mit lexikalisch festen Instanzen (KE-lex)

welch

Beim KE-lex welchKE-lex:welch handelt es sich um das Demonstrativpronomen, das in Kombination mit dem KE:StimulusStimulus die Kxn bildet.

Beispiel:

Und diese Gefahr lauert: Weil wir Eltern unseren Sprössling vielleicht insgeheim bedauern oder um sein Entwicklungswohl fürchten , weil wir ihn gar in seinen Grundrechten tangiert sehen (
{
welchKE-lex:welch
KE:Stimulushoher Begriff
}
! ) – und dem Lehrer mal die Augen öffnen wollen . Eltern, die wissen, dass Widerstände, wie der Erziehungswissenschaftler Hermann Giesecke sagt, ""eine Gelingensbedingung des Reifens"" sind, würden vermutlich anders reagieren.

Konstruktionselemente (KE) Kern Weitere Konstruktionselemente (KE)

Stimulus

Bei diesem Kern-KE handelt es sich um dasjenige graduierbare Element, das die Überraschung auslöst.

Beispiel:

Iranische Spezialitäten Beim Betreten des kleinen Ladens strömt dem Gast der Duft von frischer Minze und gebratenem Fleisch in die Nase –
{
welchKE-lex:welch
KE:Stimulusköstliche Mischung
}
! ImJalda, das am äußersten Ende des Wandsbeker Marktes liegt, hat man sich auf gebratenes Fleisch (Lamm und Hühnchen) mit Reis spezialisiert.

Konstruktionselemente (KE) Nicht-Kern

Konstruktionselemente (KE) Korrelierende Elemente (KorE) exemplarisch

herrje

Bei KorEKorE:herrje handelt es sich um mit der Zielkonstruktion korrelierende Elemente, welche den KE:StimulusStimulus beziehungsweise die Überraschung semantisch verstärken, z.B. eine Interjektion oder eine Partikel.

Evoziert die folgenden Frames:

Beispiel:

Denn als Intellektuelle sei sie doch keine Diplomatin, ästhetisch sehr anspruchsvoll und außerästhetisch feministisch.
HerrjeKorE:herrje
,
{
welchKE-lex:welch
KE:StimulusRevolution am Main
}
! Tatsächlich birgt jeder Quereinstieg spezielle Risiken.

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